Fra http://forum.wildundhund.de/showthread. ... ung/page10
Zitat von Helfred
Bitte kläre mich mal jemand geschichtlich auf:
Wie ist das zu sehen mit der 9x57 Mauser und 9,3x57 ?
Sind das parallele Entwicklungen ? Kann man das zeitlich eingrenzen ?
Alle beruhen doch aber auf der 8x57, oder ?
Hallo,
also geschichtlich läßt sich das nicht mehr eindeutig klären (ältere Unterlagen der Firma Mauser sind zum größten Teil, wie man mir dort mitteilte, wärend eines Bombenangriffs im 2.WK, vernichtet worden).
Die 9x57 kam wahrscheinl. kurz nach der Einführung der "Mutterhülse" M88-8mm (heute als 8x57 bekannt) auf den Markt, also in der ersten Hälfte der 1890er Jahre, neben solchen Patronen wie 10,75x57, 6x57 und 6,5x57.
Ob sie eine Mauserentwicklung ist, ist auch fraglich, denn das erst 1895 entworfene System, das dann später als M98 bekannt wurde, lag zeitl. etwas hinter den Patronenentwicklungen. In der Zeit von 1889 bis 1898 entwicklete Mauser Waffen und dazugehörige Munition für´s Militär. Die milit. Mauserentwicklungen auf dem Patronensektor aus dieser Zeit wie 7,65x53, 7x57 und 6,5x55 hatten allesamt deutlich von der 8x57 abweichende Randdurchmesser (8x57, 6,5x57, 10,75x57 und 9x57: 11,95mm; dagegen die Mauserpatronen: 12,10-12,20mm).
Die ersten zivilen Jagdwaffen für die neue Militärpatrone 8x57 waren wohl umgebaute M88er und Waffen die auf diesem System (die bei den kleineren Herstellern aus der Produktion genommen wurden) aufbauten und mit "zivilen Jagdläufen und Schäft" versehen wurden. Solche Waffen wurden von den beiden Suhlern Betrieben Haenel und Schilling gebaut. Wahrscheinlich liegt also der Geburtsort der 6,5x57 und 9x57 im Thüringer Wald und nicht wie viel vermutet wird, im Neckartal.
Natürlich nahm dann auch Mauser, nach anrollen der zivilen Waffenfertigung des 98er, kurz vor der Jahrhundertwende, die auf der 8x57 basierenden Jagdpatronen an.
Ebenfalls dürfte zu der Annahme, 6,5x57 und 9x57 wären Mauserentwicklungen, beigetragen haben, daß im anglo-amerik. Raum alles was im Repetierersektor aus Deutschland kam der Einfachheit halber den Suffix "Mauser" angehängt bekam. Sogar die 8x57 wird dort als 8mm Mauser bezeichnet, obwohl bei ihr nachgewiesen werden kann, daß sie bei der Königlich Preussischen Gewehrfabrik in Spandau entwickelt wurde.
Die 9,3x57 dürfte etwas nach den anderen Patronen entwickelt worden sein. Das metrisch eher unübliche Nennkaliber 9,3 ist nämlich englischen Ursprungs. Die älteren 9,3-Patronen aus den 1870er und 1880er Jahren wie die "Ur-Patrone" 9,3x57R (= die engl. .360Express 2 1/4") und die noch heute gefertigte 9,3x72R hatten ein Kaliber von .360"-.364".
Die wahrscheinl. direkt aus der engl. .400/.360 N.E. 2 3/4", von der es vier verschiedene Versionen gab (Purdey, Evans, Frasier und Westley Richards), hatten bis auf die Westley Richards einen Kaliberdurchmesser von .367", entstandene deutsche Patrone 9,3x74R war wohl die erste deutsche Patrone mit dem neueren 9,3mm Kaliber und dürfte so um 1900 auf den Markt gekommen sein. Mit dem damals, v.a. in Afrika bewährten 9,3er Kaliber, wollte man dann durch einfaches Aufweiten der 8x57-Hülse auch für den Repetierer eine Patrone in dem Kaliber anbieten. Da die Hülse aber recht klein war und für stärkeres, afrik. Wild nicht die gewünschte Leistung brachte, machte sich der Büma Otto Bock aus Berlin daran, die Hülse auf 62mm zu verlängern und brachte die neue 9,3x62 im Jahre 1905 heraus. Diese Patrone, von deutschen Farmern und Kolonialbeammten noch vor dem 1.WK in den Schwarzen Kontinet gebracht, sollte sich dann bis in die 40er/50er als die beliebteste und am meisten geführte Afrikapatrone entwickeln.
Die kürzere 57er Hülse wurde bis in die 60er Jahre in Skandinavien sehr beliebt und dort gerne zur Stöberjagd hinter dem Elchhund geführt.